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Hauses Tugendhat in Brünn/Tschechische Republik

editor 14. Juli 2010 145_115_docomomo_dessau_deutsch.pdf145_115_docomomo_dessau_englisch.pdf Publikation

Erklärung zur Erhaltung des Hauses Tugendhat in Brünn/Tschechische Republik

 

Docomomo Deutschland hatte am 6.6.2008 Gelegenheit, sich in Brünn im Haus Tugendhat von

Ludwig Mies van der Rohe von 1928-30, seit 2001 auf der Liste des UNESCO Welterbes, über den

Stand der Vorbereitungen zur Erhaltung und Restaurierung des Hauses Tugendhat zu informieren.

Das Museum der Stadt Brünn mit seinem Direktor Dr. phil. Pavel Ciprian und der Kustodin Dipl. Ing.

Arch. Iveta Cerna hatte DOCOMOMO Deutschland eingeladen, im Haus Tugendhat zu tagen.

Informationen wurden dankenswerterweise vermittelt von:

· Karel Ksandr Bsc., Vizepräsident des Nationalmuseums Prag,
der für das Haus Tugendhat verantwortliche Denkmalpfleger

· Dipl. Ing. Arch. Marek Tichy und Dipl. Ing. Arch. Zdenĕk Přibil
von der planenden Architektengruppe Omnia Projekt

· Prof. Dr. Ivo Hammer, Univ. Ass. Dr. akad. Rest. Martina Griesser-Stermscheg
und Ing. Tatjana Bayerova (Untersuchungen der Konservatoren/Restauratoren)

· Dipl. Ing. Josef Janeček und Dr. Dagmar Černouškova (Restaurierung 1981-85)


Die anwesenden Mitglieder von DOCOMCOMO Deutschland zeigten sich beeindruckt über den

Umfang und die Qualität der bisher durchgeführten Untersuchungen.

Sie begrüßten die prinzipielle Haltung der Denkmalpflege, dass alle noch vorhandenen originalen

Elemente des Baues zu erhalten sind und alle notwendigen baulichen Maßnahmen unter dem

Aspekt der Schonung der Originalsubstanz zu planen sind. In dieser Hinsicht ist die von der

Denkmalpflege durchgesetzte Änderung des ursprünglichen sehr invasiven Konzepts zur statischen

Sicherung und zur zukünftigen Nutzung zu Gunsten eines schonenderen Vorgehens ein wichtiger,

zukunftsweisender Schritt.

Dennoch entwickelten sich Diskussionen bezüglich der denkmalpflegerischen Zielvorstellung. Die

Mitglieder von DOCOMOMO Deutschland sind der Auffassung, dass der Schwerpunkt der

kommenden Maßnahmen zur Erhaltung und Restaurierung nicht in erster Linie in der Rekonstruktion

von nicht mehr vorhandenen originalen Elementen liegen sollte, sondern in der Erhaltung der

Authentizität des Hauses Tugendhat als historische Quelle. Dies kann und soll auch die Akzeptanz

von signifikaten historischen Veränderungen und von Phänomenen der Alterung oder sogar

Deformationen mit einschließen.

Weiters akzentuierten die Mitglieder von DOCOMOMO Deutschland die prinzipiell unstrittige

Feststellung, dass der Qualität der Untersuchungen – die z. B. in einzelnen

konservatorisch/restauratorischen Fragen noch nicht abgeschlossen sind – auch eine entsprechende

Qualität der Ausführung der Arbeiten folgen muss. Dies bedeutet konkret unter Anderem, dass für

konservatorische Arbeiten und zur Qualitätssicherung der handwerklichen Arbeiten spezialisierte

Konservatoren/Restauratoren eingesetzt werden müssen.

DOCOMOMO Deutschland unterstützt den Vorschlag der tschechischen Kollegen, entsprechend

internationaler Usancen ein internationales Fachgremium als wissenschaftlichen Beirat für die

Diskussion und Begleitung der Planungen und der Durchführung der Arbeiten einzurichten.

8. Juni 2008