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Die Kultur der Rekonstruktion

editor 10. Mai 2011 Veranstaltung

Die Kultur der Rekonstruktion

„Die Welt und ihr Double“: Eine Konferenz untersucht Ende Mai am Bauhaus Dessau, wie die Rekonstruktionsdebatte nicht nur die Architektur, sondern auch Mensch, Natur und Religion verändert hat

Seit Jahren wird in Deutschland eine erbitterte Debatte über die Rekonstruktion von verlorenen Bauten geführt. Auch in Dessau-Roßlau tobte ein Streit über den Wiederaufbau der Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy. „Der Konflikt wurde gelöst, weil wir eben nicht 1:1 rekonstruieren, sondern mit zeitgenössischen Mitteln und der Präzision der Unschärfe an die Bauten erinnern“, sagt Stiftungsdirektor Philipp Oswalt. Die Vergegenwärtigung von Vergangenem sei allerdings eine Kulturtechnik, die sich nicht auf das Bauen beschränkt: Verstorbene Rockstars werden gedoubelt, Dinosaurier zum „Leben“ erweckt, Naturräume zurückgebaut, religiöse Ereignisse rituell nachgestellt.

Die Dessauer Konferenz stellt anhand der Themenfelder Mensch, Natur, Religion und Architektur Kulturtechniken des Rekonstruierens vor und zur Diskussion. Hintergrund der Debatte bilden Rekonstruktionsprojekte der Welterbestätten in der Region. Die Lutherhäuser in Eisleben stellen eine bereits vor Jahrhunderten vorgenommene „Rekonstruktion“ dar, die zwar wenig mit der Lebenszeit Luthers zu tun haben, sich aber bereits selbst in die Geschichte des Luthergedenkens eingeschrieben haben und zum Weltkulturerbe erhoben wurden. Mit dem Rückbau von Deichen im Biosphärenreservat Mittelelbe wird ein verloren gegangener Landschaftsraum rekonstruiert. „Anders als bei der Rekonstruktion von Baudenkmälern ist in diesem Fall die rekonstruierte Funktionalität von erheblichem Belang“, so Prof. Stephan Pinkau von der Hochschule Anhalt. Die Konferenz geht den unterschiedlichen Gründen und Methoden nach, unter denen Vergangenes wieder vergegenwärtigt wird.

Eine Veranstaltung der Hochschule Anhalt (FH) und der Stiftung Bauhaus Dessau zusammen mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe, der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und dem Umweltbundesamt. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., 0340-6508-250

Das Programm: 26. Mai 2011, 13 Uhr: Eröffnung Philipp Oswalt/ Stephan Pinkau 13.30 Uhr: Natur – Rekonstruktion des Lebendigen aus Daten
Animation verschwundener Arten: Ulrich Schwarz (Berlin); Simulationen des Ökosystems Wasser: Achim Schulte (Berlin) - Moderation: Erich Buhmann

15 Uhr: Religion – Rekonstruktion des Heiligen aus Texten/Handlungen
Rekonstruktion des religiösen Ortes: Eva-Maria Seng (Paderborn); Räume, Rituale und (Re)Konstruktion des Religiösen: Helmut Umbach (Kassel) - Moderation: Stefan Rhein

17 Uhr: Mensch – Rekonstruktion von Interaktionen aus Sprache/Scripten
Psychoanalyse: Claus-Dieter Rath (Berlin); Nachspielen von Stars: Klaus Walter (Frankfurt/M.) - Moderation: Walter Prigge

20.30 Uhr: Geschichte – Rekonstruktion als Kreativität oder Zerstörung? 
Zerstörung und Rekonstruktion: Aleida Assmann (Konstanz); Cronocaos: Stephan Petermann (Rotterdam) - Moderation: Philipp Oswalt

27. Mai 2011, 10 Uhr: Architektur – Rekonstruktion der Erscheinung aus Bildern - Rekonstruktion aus der Fotografie: Rolf Sachsse (Saarbrücken);
Meisterhaus Gropius: Donatella Fioretti/Jose Gutierrez Marquez (Berlin) - Moderation: Stephan Pinkau

Pressekontakte:
Ingolf Kern, Telefon 0340-6508-225
Andreas Kühnlein, Telefon 0340-6508-471
E-Mail  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Stiftung Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau, www.bauhaus-dessau.de