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7. KARLSRUHER TAGUNG + AUSSTELLUNG - Freitag 29.Januar 2010 RUSSLAND / DEUTSCHLAND - Ein internationaler Vergleich

 

Die Jubiläen zum Bauhaus Dessau, zu den Werkbundsiedlungen Weißenhof und Dammerstock oder zum CIAM Kongress in FFM machen aufmerksam auf seinerzeit herausragende gesellschafts-politische, technologische und architektonische Entwicklungen und Standards der klassischen Moderne. Die Sanierungsphasen der Bauten in Dessau (Weltkulturerbe seit 1996), der Siedlungen in Berlin, (Weltkulturerbe seit 2008), der herausragenden Projekte der Wüstenrot Stiftung in allen Bundesländern und viele andere Beispiele zeigen das intensive, behutsame aber langfristig auch erfolgreiche Engagement. Einige „Städte der Moderne“ untersuchen heute unter Reflexion ihres gesellschaftlichen und architektonischen Charakters ihre Zukunftsperspektiven mit einer besonderen Beachtung ihres kulturellen Erbes. Tel Aviv und Haifa in Israel, Gdynia in Polen, Le Havre in Frankreich diskutieren die Chancen und Notwendigkeiten einer nachhaltigen, professionellen, architektonischen Erhaltung. Auch in Charkow in der Ukraine, in Amsterdam am Beispiel der Fußgängerzone und in Berlin am Beispiel der Siedlungen, der Elektrizitätswerke, der ADGB Schule in Bernau oder des Flughafen Tempelhof bilden die Entwicklungspotentiale und die aktualisierten, internationalen Standards in Bauforschung und Baukultur das Zentrum der Auseinandersetzung. Die Bauten der Avantgarde in Russland sind von den Regierenden unerwünscht, doch eine engagierte Minderheit kämpft um ihren Erhalt. Die UNESCO fordert bislang vergeblich ein verantwortungsbewusstes Engagement und Listungen für das Weltkulturerbe. Die vielen herausragenden Beispiele der Avantgardearchitektur im Osten fehlen auf der Welterbe-Liste. Statt dessen gibt es einen fortscheitenden Verlust an Substanz. Eine „Denkmal-Pflege“ findet auf unterschiedlichste Weise statt. Sie reicht von der Erneuerung, über Rekonstruktion und völliger Neuinterpretation bis hin zum beabsichtigten Verfall oder der Zerstörung unter den Augen und unter Protest der Weltöffentlichkeit. Sehr prominente Beispiele dafür sind das Narkomfin Apartmenthaus und das Melnikov Haus in Moskau. Die Ausstellung zur Tagung heißt „Avantgarde - Diffamierung – Weltkulturerbe“ – Sie gibt einen einzigartigen Überblick über die Wechselhaftigkeit des architektonischen Umgangs mit den baukulturellen Schätzen in Ost und West. Die Karlsruher Tagung diskutiert als jährliches Forum die Perspektiven architektonischen Schaffens anhand der aktuellsten Erkenntnisse, Haltungen und Ergebnisse. Neben Überblick, Kritik und Bericht aus der Forschung werden russische und deutsche Architekten und Ingenieure aktuelle Projekte vorstellen. Architekten und Ingenieure, Konservatoren, Wissenschaftler und selbstverständlich die Studierenden sind eingeladen, die realisierten Leistungen, die Optionen und die technologischen Möglichkeiten zu diskutieren.